Projekt zur Vielfalt auf Grünland
Herausforderung Artenreichtum
Artenreiche Flächen in intensiv bewirtschaftetem Grünland zu erhalten ist eine Herausforderung. Wird viel gedüngt und gemäht, verlieren die Flächen mit der Zeit an Artenreichtum. Einige Landwirte wünschen sich auf Teilflächen oder bei Betriebsumstellungen die Vielfalt zurück.
Doch das ist gar nicht so einfach: Wo sollen die Blumen herkommen? Die natürlichen Samenbanken der Arten im Grünland sind nach wenigen Jahren Bewirtschaftung erschöpft. Aus diesem Grund hat das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Kempten zusammen mit der unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt Oberallgäu vor zwei Jahren ein Projekt zur Ansaat von Artenvielfalt gestartet. Wildlebensraumberaterin Anne Kunz vom AELF und Biodiversitätsberaterin Birgit Marzinzig von der unteren Naturschutzbehörde haben nun die Projektflächen besucht.
50 beteiligte Betriebe
Das Projekt begann mit Saatgut: Einmal 30 und dann nochmal 20 Pakete mit Samen von qualitativ hochwertigen, heimischen Grünlandarten wurden an 50 Betriebe in der Region ausgegeben. Die Landwirte brachten es aus, um blühende Säume an intensiv bewirtschaftetem Grünland zu schaffen. Einige Landwirte haben das Saatgut ganz einfach auf die frisch gemähten Flächen verteilt, andere haben offenen Boden geschaffen und neu angesät. Mit deutlichen Unterschieden: Der offene Boden begünstigt das Aufkeimen neuer Arten enorm. Das Ansaatjahr 2023 war sehr trocken, das Folgejahr heuer im Gegenteil sehr nass. Das Saatgut hatte somit leider keine günstigen Startbedingungen. Das wirkt sich auf die Ergebnisse aus, wie die beiden Beraterinnen bei ihrem Besuch auf einigen der Flächen nun feststellen mussten.
Mahdgutübertragung empfehlenswert
Während im ersten Jahr noch ein vermehrtes Blütenaufkommen zu beobachten war, vergrasten die Flächen schon im zweiten Jahr stark und die Vielfalt ging bereits deutlich zurück – obwohl die verwendete Blühmischung mehrjährig ist. Bei den Neuansaaten ist auch die Unkrautproblematik nicht zu unterschätzen – vor allem der Ampfer nutzte die Gelegenheit, um sich auszubreiten. Das Fazit der Expertinnen: Artenvielfalt wiederherzustellen ist nicht einfach, ein wenig säen allein reicht nicht aus. Gerhard Gehring von der unteren Naturschutzbehörde betont, dass häufig Winterschäden am Saatgut zu Misserfolgen führen. Er empfiehlt aus diesem Grund eher eine Mahdgutübertragung von geeigneten, artenreichen Flächen oder das Verteilen von Heublumen aus dem eigenen Heustock.
Artenreichtum braucht Zeit und Herzblut
Die Beraterinnen von AELF und unterer Naturschutzbehörde können aus dem Projekt wertvolle Schlüsse ziehen. „Die Ergebnisse des Projekts verdeutlichen, wie wichtig es ist, Saatgut oder Mahdgut von den eigenen oder umliegenden Flächen zu nutzen, um Flächen wieder zu begrünen oder die Artenvielfalt zu erhöhen“, stellt Anne Kunz fest. In jedem Fall sei dies mit Mehraufwand verbunden und brauche viel Herzblut. Und Birgit Marzinzig betont: "Gerade, weil es so schwierig ist, neuen Artenreichtum zu schaffen, ist es besonders wichtig, artenreiche Flächen weiter zu pflegen, zu bewirtschaften und somit zu erhalten. Gut, dass viele Landwirte in der Region das tun."