Seit 20 Jahren war der Weg in einem guten Zustand, dann reichten wenige Stunden aus, um ihn zu zerstören: Bei Wengen zeigt sich, welche Kraft das Wasser haben kann.
Förster Sebastian Seifert vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Kempten und Rainer Kiehstaller von der örtlichen Wegebaugemeinschaft zeigen am Forstweg „Obereinöden“ exemplarisch, welche Schäden der Starkregen im Juni auch in den Landkreisen Lindau und Oberallgäu angerichtet hat. Auf mehreren Metern sieht der Weg aus, als sei er einfach seitlich abgebrochen. Die Wassermassen haben ihn trotz der eingebauten Wasserdurchlässe unterspült und so instabil gemacht, dass Kiehstaller sicherheitshalber auch den verbleibenden Rest des Weges für Fahrzeuge gesperrt hat. „Der Weg war professionell angelegt und wurde auch super gepflegt“, betont Förster Seifert, „was jetzt passiert ist, ist allein den extremen Niederschlägen geschuldet“. Innerhalb von 96 Stunden hat es im Juni in der Gegend um Wengen und Kürnach rund 250 Liter pro Quadratmeter geregnet. In einem durchschnittlichen Jahr wäre das die Niederschlagsmenge für zwei Monate.
„Im Vergleich zu anderen Regionen ist das südliche Allgäu beim Starkregen im Juni glimpflich davongekommen,“ stellt Simon Östreicher, Bereichsleiter Forsten am AELF Kempten, fest. Und dennoch verzeichnet die Forstverwaltung auch hier schwere Schäden – vor allem an Forstwegen. Schwerpunkt ist dabei die Region rund um Buchenberg, Weitnau und Maierhöfen, wo einige Forstwege unterspült oder von Hangrutschen verschüttet wurden. Nun sind die Reparaturarbeiten in vollem Gange: Die Förster begutachten, vermitteln Fördergelder und beurteilen, wo schnellstmöglich mit den Arbeiten begonnen werden muss. Insgesamt schätzt Östreicher die Schäden in den Landkreisen Lindau und Oberallgäu auf rund 300.000 bis 400.000 Euro allein im Privatwald. Mehrere Wege müssen jetzt nach und nach repariert werden – zusätzlich zu den ohnehin immer wieder anfallenden Sanierungen.
Seifert und Kiehstaller sind froh, dass sie an einem Strang ziehen können – gemeinsam mit den weiteren Waldbesitzenden in der Wegegemeinschaft und der Gemeinde, denn ein Weg ist ein Gemeinschaftswerk. „Wir haben ja auch alle einen Nutzen davon“, gibt Kiehstaller zu bedenken. In erster Linie die Waldbesitzer, die ohne Wege ihren Grund nur schwer bewirtschaften könnten und Probleme hätten, ihr Holz abzutransportieren. Aber auch Landwirtinnen und Landwirte nutzen die Forstwege oder Förster und Jägerinnen. Und nicht zuletzt ist die Gegend hier zwischen Buchenberg und Weitnau auch bei Freizeitsportlerinnen und -sportlern beliebt. Gerade jetzt im Sommer wandern, radeln und reiten viele Menschen gerne auf den Waldwegen. An einigen Stellen müssen sie diesen Sommer jedoch Einschränkungen und Sperrungen hinnehmen. Denn die Reparaturen an den Forstwegen werden noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Nicht nur Planung und Finanzierung benötigen ihre Zeit, auch die entsprechenden Dienstleistungsbetriebe haben nicht immer sofort Termine frei. Doch noch vor dem Winter, ist Seifert zuversichtlich, sind die im Juni beschädigten Wege alle wieder in Schuss. Und das bleiben sie dann hoffentlich für mindestens die nächsten 20 Jahre.