Feldbegehungen
Innovationen in Gülleausbringung und Pflanzenschutz

Eine Gruppe von Menschen auf einer Wiese betrachtet eine landwirtschaftliche Maschine.

© Julia Sommer

In Zeiten des Wandels ist es auch für Landwirtinnen und Landwirte enorm wichtig, am Zahn der Zeit zu bleiben. Neue Technik testen, Versuche verfolgen und Erfahrungen austauschen – dafür boten zwei Feldbegehungen des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Kempten in Zusammenarbeit mit dem Erzeugerring Südbayern im Spätsommer 2024 Gelegenheit.

Rund 60 Interessierte nahmen an den Begehungen in Dietmannsried und Sigmarszell teil, bei denen es um die Schwerpunktthemen Gülleausbringung, Pflanzenschutzmittelreduktion und Bestandsbeurteilung im Grünland ging.

In Dietmannsried besuchte eine Gruppe die hofnahe Ackerfläche von Jürgen Wiedemann, wo bereits im dritten Jahr ein Schauversuch zur Reduktion von Pflanzenschutzmitteln im Maisanbau läuft. Nebeneinander testet Wiedemann drei Formen des Pflanzenschutzes: konventionell mit chemischen Mitteln, mechanisch mit einer Hacke und kombiniert mit Hacke und per Bandspritzung aufgebrachtem Pflanzenschutzmittel.

Einsparpotenzial

Die kombinierte Form bietet eine Einsparung von Pflanzenschutzmitteln, was der Natur zugutekommt. Wiedemann gab bei der Vorstellung seines Versuchs zu bedenken, dass die Unkrautbekämpfung per Hacke arbeitsaufwändig und witterungsabhängig ist. Dieses Jahr sei nicht optimal zum Hacken gewesen. Herausforderung waren die immer wieder auftretenden Niederschläge. Beim Hacktermin sollte der Boden trocken sein, zudem brauche man anschließend einen Zeitraum ohne Niederschlag, damit das Unkraut abtrocknet.

Künftiges Vorgehen

Nach drei Jahren Versuch kam er deshalb zu dem Ergebnis, etwa die Hälfte seiner Flächen künftig mit der Kombinationsform mit reduziertem Pflanzenschutzmitteleinsatz zu bewirtschaften, um chemische Pflanzenschutzmittel einzusparen und der Umwelt etwas Gutes zu tun. Für die andere Hälfte bleibt er bei der betriebsüblichen Variante mit chemischen Pflanzenschutzmitteln.

Nachsaatmischungen an den Standort anpassen

Ein Mann sitzt in einem Maisfeld.

© Julia Sommer

In Sigmarszell wurden bei der Feldbegehung in Zusammenarbeit mit dem Maschinen- und Betriebshilfsring Allgäu-Bodensee Themen aus dem Grünland behandelt. Auf dem Bio-Betrieb von Gerald Fäßler ging es um die bodennahe Gülleausbringung, die im Grünland ab 2025 verpflichtend sein wird. Fäßler nutzt bereits seit März 2023 ein Gerät mit Fächerdüse, das er den Interessierten vorstellte. Mit sechsprozentiger Milchviehgülle habe er bisher gute Erfahrungen gemacht, berichtete er. Neben der Gülleausbringung wurde auf einer Wiese auch das Thema Bestandsbeurteilung und Nachsaat besprochen. Johann Staltmayr, Berater vom Erzeugerring Südbayern, betonte, wie wichtig es ist, dass Nachsaatmischungen an den jeweiligen Standort angepasst sind. Für die optimale Mischung sei es oft hilfreicher, Einzelkomponenten selbst zu mischen, statt fertige Mischungen zu kaufen.

Chemischer Pflanzenschutz als letztes Mittel der Wahl

Die zweite – diesmal konventionell bewirtschaftete – Grünlandfläche, die an diesem Abend besichtigt wurde, war die von Ferdinand Schmid. Hier wurde eine Pflanzenschutzspritze mit Kamerasystem zur Ampfereinzelpflanzenbekämpfung vorgestellt. Das Gerät erkennt Ampferpflanzen beim Überfahren selbständig und bekämpft sie zielgerichtet. Dadurch lässt sich der Pflanzenschutzmitteleinsatz ebenfalls reduzieren. Julia Sommer, Ansprechpartnerin für Pflanzenbau am AELF Kempten, betonte, dass bei der Bekämpfung von unerwünschten Pflanzen im Grünland Spritzmittel das letzte Mittel der Wahl sein müssten.

"Wichtig ist es nach integriertem Ansatz vorzugehen. Vorbeugend sollte man im Grünland auf eine geschlossene Grasnarbe achten, damit erst gar nicht zu viele unerwünschte Pflanzen, zum Beispiel Lichtkeimer, aufkommen. Dies kann durch eine Nachsaat erreicht werden."
Julia Sommer, Ansprechpartnerin für Pflanzenbau am AELF Kempten

Weitere Bausteine des integrierten Pflanzenschutzes im Grünland seien die mechanische Bekämpfung und frühzeitige Mahd, um Problempflanzen am Aussamen zu hindern. Wenn doch Pflanzenschutzmittel nötig seien, seien moderne technische Lösungen, wie die vorgestellte, eine gute Hilfe, Pflanzenschutzmittel zu sparen. Ohnehin ist nach dem Bayerischen Naturschutzgesetz ein flächenhafter Pflanzenschutzmitteleinsatz im Grünland seit 2022 verboten. Auch für Ökobetriebe würden bereits Innovationen in der Praxis bereits getestet, beispielsweise Roboter für die Ampfereinzelpflanzenbekämpfung.