Nachweisgebiet "Großer Alpsee Immenstadt"
Projekt zur Gewässerverbesserung
Das europäische Parlament verabschiedete im Jahr 2000 die Wasserrahmenrichtlinie zur gemeinsamen Gewässerpolitik.
An Hand dessen wurde der Große Alpsee in Immenstadt als priorisiertes Nachweisgebiet mit einem Verbesserungsgebot ausgerufen. Der mäßige Gewässerzustand des Großen Alpsees und der unbefriedigende Zustand des Hauptzuflusses Konstanzer Ach ist durch ausgewählte Maßnahmen bis 2021 (mögl. Verlängerung bis 2027) positiv zu verändern.
Zur Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie wird der Seewasserkörper Großer Alpsee Immenstadt und der Flusswasserkörper Konstanzer Ach seit Ende 2017 durch das AELF Kempten, örtliche Landwirten und verschiedene Verbundpartner aktiv bearbeitet.
Steckbrief des Seewasserkörpers Großer Alpsee
Bezeichnet wird der betreffende geschichtete Alpenvorlandsee als Großer Alpsee. Geographisch liegt der Seewasserkörper im Regierungsbezirk Schwaben, im Landkreis Oberallgäu, und verfügt über ein relativ großes Einzugsgebiet in Immenstadt. Das Landesgewässer der 1. Ordnung umfasst eine Fläche von 236,1 ha. Der See erstreckt sich drei Kilometer in östliche Richtung, erreicht einen Umfang von acht Kilometer und wird westlich von dem Hauptzufluss, der Konstanzer Ach, passiert. Die mittlere Seetiefe liegt bei 13,2 m. Dabei misst die tiefste Seestelle 22,7 m.
Das gesamte Einzugsgebiet (EZG) unterteilt sich in das direkte See-EZG (2) und das EZG der Konstanzer Ach (2), welche den Hauptzufluss des Sees darstellt.
Steckbrief des Flusswasserkörpers - Hauptzufluss Konstanzer Ach
Der Flusswasserkörper Konstanzer Ach ist ein Bach des Alpenvorlands und gleichzeitig Hauptzufluss des Großen Alpsees in Immenstadt. Bei einer Flusslänge von 14,1 km nimmt dieser 38 Quadratkilometer des unmittelbaren Einzugsgebiets ein. Die Konstanzer Ach zählt zur Flussgebietseinheit der Donau.
Wasserqualitäten des See- und Flusswasserkörpers
Der mäßige Gewässerzustand des Großen Alpsee in Immenstadt und die Konstanzer soll nach der Richtlinie 2000/60/EG in einen guten Zustand umgewandelt werden (Verbesserungsgebot/Verschlechterungsverbot). Ein schlechter chemischer und biologischer Gewässerzustand macht sich besonders durch erhöhte Nährstoffeinträge bemerkbar. Eine zu hohe Phosphorkonzentration kann empfindliche Reaktionen im Gewässer hervorrufen und in Seen oder langsamen Fließgewässern zu vermehrtem Pflanzenwachstum und zu einer Algenblüte führen. Die Fischfauna und die biologischen Wasseraktivitäten werden in Folge dessen verschlechtert.
Der Große Alpsee in Immenstadt im Allgäu ist ein solches Gewässer mit einer erhöhten Phosphorkonzentration, wie veranlasste chemische und biologische Messungen vor Ort ergaben. Dabei wird die Konstanzer Ach als Hauptzufluss für die Ursachenermittlung ebenfalls berücksichtigt. Das Gewässer kann sich nur durch eine Senkung der Nährstoffeinträge verschiedenster Eintragsquellen erholen und verbessern.
Landwirte betreiben Gewässerschutz
Im Einzugsbereich der Konstanzer Ach und dem Großen Alpsee liegen 89 landwirtschaftliche Betriebe in den Gemeinden Oberstaufen und Immenstadt. Die Betriebe bewirtschaften insgesamt 3159 ha Grünland mit durchschnittlich 0,98 Großvieheinheiten (GV)/ha. Das AELF Kempten, Abteilung Bildung und Beratung, hat die Anstrengungen zur Reduktion von Nährstoffeinträgen aus landwirtschaftlichen Flächen maßgeblich in diesem Gebiet intensiviert. Dafür wurde ein landwirtschaftliches Beratungskonzept zur Umsetzung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie gemeinsam mit den 89 Landwirten erarbeitet.
Veranstaltungen und Informationsabende zum Gewässerschutz durch das AELF Kempten und verschiedenen Verbundpartnern verzeichneten eine rege Teilnahme.
Veranstaltung zur bodennahen Gülleausbringung
Interessierte Landwirte wurden bei einer Maschinenvorführung zusammen mit dem Maschinenring Oberallgäu über die bodennahe Gülleausbringung informiert. Die bodennahe Gülleausbringung hat verschiedene Vorteile: Die Verteilung erfolgt emissionsärmer, was den Anwohnern und Urlaubern in diesem Naherholungsgebiet zugute kommt. Außerdem ist eine gezielte und kontrollierte Düngerablage mit geringerer Abdrift möglich. Nach dieser Veranstaltung gründeten 20 Landwirte aus dem Nachweisgebiet in Immenstadt eine Güllegemeinschaft. Seit dem Herbst 2018 bewirtschaften diese Landwirte nun ihre Landwirtschaftsflächen im Einzugsgebiet mit einer bodennahen Gülleausbringtechnik.
Gekauft wurde ein 6000 Liter-Güllefass mit Schleppschuhverteiler. Dieser Verteiler ist eine Zwischenlösung aus Breitverteilung und Gülleinjektion. Mit dem Schleppschuh wird der Boden bzw. die Grasnarbe leicht aufgeschlitzt und die Gülle streifenförmig ausgebracht. So gelangt ein Teil der Gülle sofort in den Boden, und das Auswaschungsrisiko sinkt.
Veranstaltung zur phosphorreduzierten Milchviehfütterung
Vertreter heimischer Mühlen, des LKV und des AELF Kempten tauschten sich mit Landwirten aus Immenstadt und Oberstaufen über die phosphorreduzierte Milchviehfütterung im Grünen Zentrum Immenstadt aus. Auf dem Prinzip, dass Rinder, die phosphatarm gefüttert werden, auch phosphatarme Ausscheidungen produzieren, beruht dieser Vorschlag. In der Milchviehfütterung kann Phosphor vor allem durch Eiweißkomponenten eingespart werden. Eiweißreiche Futtermittel können kostengünstig durch junges, gutes und rohproteinreiches Grundfutter ersetzt werden. Durch eine Erhöhung der Grundfutterleistung um 500 kg liegt nach der Berechnung (basierend auf 1,5 GV/ha, 1,5 t Kraftfutter/GV, 100g Mineralfutter pro Tag) eine P- Einsparpotenzial von 3kg/ha vor.
Bei einem P-freien Mineralfutter können 3,2 kg/ha und bei P-reduziertem Kraftfutter sogar 11,3kg/ha eingespart werden. Wichtig ist die optimale Versorgung der Milchkuh, weswegen vor allem die Kenntnis der P-Gehalte im eigenen Grundfutter unverzichtbar sind um die Versorgung zu sichern und um überflüssigen Phosphor im Zukaufsfutter reduzieren zu können. Eine P- Reduzierung bei der Milchviehfütterung kann somit mögliche Nährstoffeinträge in den Großen Alpsee und die Konstanzer Ach verringern.
Revitalisierung der Konstanzer Ach
Die Landwirte wurden über mögliche Vorteile von Struktur- und Landschaftselementen entlang der Konstanzer Ach aufgeklärt. Je nach Witterungsbedingungen und Schwankungen in der Wasserführung bei Schmelzwassereinflüssen kommt es zu erheblichen Abflüssen. Eine Vielzahl an Erdbrüchen entlang der Wiesenkanten ist durch die Wasserabflussmenge zu beobachten. Das Flussbett verbreitert sich dadurch jährlich. Die Landwirte verlieren nach und nach landwirtschaftliche Nutzfläche. Der Bodenabtrag kappt den durchwurzelbaren Bodenraum trägt Nährstoffe und Humus davon und belastet Bäche und Seen.
Uferstreifen haben eine Vielzahl an Funktionen. Sie stellen einen Lebensraum für Tiere und Pflanzen dar, bergen Vorteile für den Wasserabfluss beziehungsweise für den Wasserrückhalt und können vor allem Stoffeinträge aus landwirtschaftlichen Nutzflächen mindern. Durch die intensive landwirtschaftliche Beratung konnten bereits erste Interessenten für eine stellenweise Uferabflachung mit Gehölzpflanzung gewonnen werden. Das Nachweisgebiet Großer Alpsee wurde im Mai 2019 als Projektinitiative boden:ständig vom Amt für ländliche Entwicklung Schwaben anerkannt. Durch die Initiative kann mit der Umsetzung und Finanzierung der oben beschriebenen Revitalisierungsmaßnahmen spätestens im Frühjahr 2021 begonnen werden.