Arbeiten in den Bergen vor alpiner Kulisse – für viele Menschen ist das ein Traum. Und auch für Forstwirte keine Selbstverständlichkeit.
Die Auszubildenden des Forstbetriebs Ottobeuren hatten dank einer Kooperation mit der Fachstelle Schutzwaldmanagement am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Kempten nun die Möglichkeit dazu: Vier Lehrlinge aus dem ersten und zweiten Lehrjahr bestritten in diesem Herbst einen Einsatz in den Ammergauer Alpen.
Gemeinsam mit Forstwirtschaftsmeister Florian Breining arbeiteten sie auf der auf 1400 Meter gelegenen Einsatzfläche im Halblechtal, nahe der Kenzenhütte. Der Wald liegt oberhalb des Neuweidgrabens und hat wichtige Aufgaben als Schutzwald zu erfüllen: Bodenerosion verhindern, bei Starkregenereignissen den Wasserabfluss verlangsamen, Muren und Lawinen aufhalten. Momentan ist er aber in einem Zustand, in dem er das nicht mehr leisten kann. 2018 und 2019 hatten erst Stürme und anschließend der Borkenkäfer auf einer Fläche von rund zehn Hektar große Schäden angerichtet. Aktuell wachsen nur wenige junge Fichten an, von einem stabilen Bergmischwald kann keine Rede sein.
Hauptaufgabe der angehenden Forstwirte war es deshalb, während ihres Kooperationsprojektes 4000 junge Fichten, Tannen, Lärchen und Mehlbeeren an die Steilhänge zu pflanzen. Außerdem bauten sie Wildschutzzäune um vom Wildverbiss besonders gefährdete Bäume und lernten weitere Spezialtätigkeiten im Bergwald, wie den Bau von temporären Gleitschneeverbauungen aus Holz kennen. Für künftige Forstwirte im Allgäu sind all diese Themen durchaus relevant, die speziellen Tätigkeiten der Schutzwaldsanierung sind jedoch kein regulärer Bestandteil der Ausbildung. Dr. Hermann S. Walter, Leiter des Forstbetriebs Ottobeuren, ist deshalb dankbar für die Kooperation: „So haben unsere Lehrlinge die Möglichkeit, auch die Arbeit im Gebirge kennenzulernen. Mit einer vielseitigen Ausbildung sind sie später für den Arbeitsmarkt breit aufgestellt.“
Und auch für die Fachstelle Schutzwaldmanagement am AELF Kempten ist die Kooperation ein Gewinn, wie Schutzwaldmanager Vincent Gehring betont: „Für uns ist die Kooperation super. Die Auszubildenden bringen unsere Projekte für den Bergwald mit viel Manpower weiter.“ Obwohl die Arbeit am Steilhang sehr anstrengend sei, seien die angehenden Forstwirte immer motiviert und fleißig.
„Vielseitig ausgebildete Forstwirte kommen dem Wald im Allgäu dauerhaft zugute. Der Fachkräftemangel ist inzwischen auch bei unseren Waldarbeitern angekommen, von denen in den nächsten Jahren viele in den Ruhestand eintreten“, sagt auch Simon Östreicher, Bereichsleiter Forsten am AELF Kempten. Schutzwaldsanierung sei eine langwierige Aufgabe, die auch für die Zukunft gutes Personal brauche. Am Neuweidgraben wird auch die nächsten Jahre noch weitergearbeitet. Von der Fachstelle Schutzwaldmanagement wird das Gebiet noch rund 30 bis 40 Jahre betreut werden. Und vielleicht werden die Azubis von 2024 später als Forstwirte wieder hier arbeiten und sich an ihre Einsätze in der Ausbildungszeit erinnern.