Naturwälder im Amtsgebiet
Gemeinsam für artenreiche, erlebbare Naturwälder im Staatswald

Starkes Totholz Im Gunzesrieder Tal, Bild von Thiemo SteuerZoombild vorhanden

Foto: Thiemo Steuer

Pressemitteilung vom 05. Juli 2021

Im Forstbetrieb Sonthofen wurden rund 1.300 Hektar als Naturwaldflächen ausgewiesen. In diesen Wäldern findet keine Holznutzung mehr statt, um besonders bedrohte Arten alter und totholzreicher Wälder zu fördern. Zudem dienen die Naturwälder als Referenzflächen für eine naturnahe Waldbewirtschaftung und sie sollen wilde Waldnatur für die Bevölkerung erlebbar machen.

Alte, knorrige Bäume und liegendes Totholz soweit das Auge reicht

Dieses Bild zeigt sich bei einem gemeinsamen Ortstermin des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Kempten und des Forstbetriebs Sonthofen der Bayerischen Staatsforsten in einem Wald im Gunzesrieder Tal. Dieser besonders naturnahe Wald des Forstbetriebs wurde nun als sogenannter „Naturwald“ ausgewiesen. Im bayerischen Staatswald sind 10,4 % der Waldfläche aus der Bewirtschaftung genommen und werden einer natürlichen Entwicklung überlassen. Bei den Naturwäldern handelt es sich um ökologisch wertvolle Wälder mit besonderer Bedeutung für die Biodiversität, die schon bisher zum größten Teil nur extensiv bewirtschaftet wurden. Der Forstbetrieb Sonthofen steuert mit rund 1.300 Hektar einen erheblichen Anteil zu diesem grünen Netzwerk bei.
FrauenschuhZoombild vorhanden

Foto: Thiemo Steuer

Gemeinsames Biodiversitätsprojekt
„In den strukturreichen Bergmisch- und Schluchtwäldern im Gunzesrieder Tal finden besonders seltene und geschützte Arten wie beispielsweise die Orchidee Frauenschuh, der Tannen-Stachelbart und der Zwergschnäpper einen geeigneten Lebensraum“ stellt Boris Mittermeier von der Fachstelle Waldnaturschutz Schwaben fest. Hubert Heinl, Leiter des Staatsforsten-Reviers Sonthofen West, hat die Naturwälder im Gunzesrieder Tal deswegen auch für ein gemeinsames Biodiversitätsprojekt mit dem Zentrum Naturerlebnis Alpin (ZNAlp) vorgeschlagen, bei dem vor allem Tannentotholz bewohnenden Arten untersucht werden.
Totholz als wichtiger Lebensraum
Aber auch in den von den Bayerischen Staatsforsten normal bewirtschafteten Wäldern findet sich Totholz in zwischenzeitlich beträchtlichen Mengen. „Von den natürlichen Abläufen in Urwäldern können wir einiges lernen und in die Waldbewirtschaftungskonzepte der Staatsforsten integrieren“, erklärt Jann Oetting, Leiter des Forstbetriebs Sonthofen. In diesem Zusammenhang sind die Naturwälder ein integraler Bestandteil des Naturschutzkonzeptes der Bayerischen Staatsforsten, welche durch ihr integratives Vorgehen des Schützens und Nützens auch auf den bewirtschafteten Flächen Naturschutz betreiben. „Es ist für mich eine Auszeichnung unserer Waldpflege, dass die Waldbesucherin oder der Waldbesucher oft nicht unterscheiden können, ob sie in einem Naturwald oder in einem so genannten Wirtschaftswald stehen. So naturnah sind letztere. Einzig vielleicht an der Erschließung. Aber das ist unser Ziel!“ so Oetting weiter.
Der Pilz Tannenstachelbart an einem Baumstamm.Zoombild vorhanden

Tannenstachelbart
Foto: Boris Mittermeier

Naturschutzmaßnahmen im Wald
Naturschutzmaßnahmen sind im Staatswald im Rahmen der vorbildlichen Bewirtschaftung selbstverständlich. Aber auch im Allgäuer Privat- und Kommunalwald gibt es viele für den Naturschutz wertvolle Flächen und Strukturen. Simon Östreicher, Bereichsleiter Forsten am AELF Kempten, erläutert dazu: „Private und kommunale Waldbesitzer können von ihren Naturschutzleistungen auch finanziell profitieren.
Im Rahmen des Vertragsnaturschutzprogramms Wald fördern wir zum Beispiel das Belassen von Biotopbäumen und Totholz, um den Lebensraum für Spechte, Pilze und Totholzkäfer zu erhalten.“ Auf die Frage hin, ob solche künftigen Urwälder mit vielen absterbenden Bäumen nicht eine Gefahr für die Waldbesucher und die benachbarten Wälder sein könnten, antwortet Östreicher: „An Wanderwegen werden auch in den Naturwäldern Maßnahmen zur Verkehrssicherung durchgeführt, um diese weiterhin für die Bevölkerung erlebbar zu gestalten. Es ist auch das Fällen von vom Borkenkäfer befallenen Fichten erlaubt, wenn ein Übergreifen auf angrenzende Privatwälder droht.“ Diese Eingriffe sollten aber die absolute Ausnahme darstellen.

Weitere Informationen

Buchenwald mit Totholz (© Stephan Thierfelder)

Naturwälder – Bayerns wilde Waldnatur
Naturwälder erfüllen den Wunsch nach wilder Waldnatur, nach ungestörten, alten, artenreichen Wäldern, mit stehendem und liegendem Totholz, reich an Biotopbäumen. Naturwälder sind Wald-Juwelen, oft nur eine Radtour entfernt.
Foto: Stephan Thierfelder