Kooperationsvereinbarung unterzeichnet
Schulterschluss für klimafitte Wälder im Allgäu
Hitzesommer, Trockenheit, Temperaturschwankungen: Auch der Wald leidet unter denn immer heftigeren trockenen und heißen Phasen.
Um ihn zukunftsfest zu gestalten, müssen Waldbesitzer und Förster die passenden Baumarten für jeden Standort auswählen. Doch um diese Baumarten zu finden, brauchen sie Daten – die forstlichen Standortsdaten, die Auskunft geben über Bodenverhältnisse, Nährstoffausstattung und Wasserspeicherfähigkeit des Waldbodens. Das Problem: Die vorhandenen Daten sind veraltet – als sie vor rund 40 Jahren erhoben wurden, hat niemand einen drastischen Klimawandel als maßgebenden Faktor für den Waldumbau bedacht. Nun will die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) die forstlichen Standortsdaten aktualisieren und an neue wissenschaftliche Erkenntnisse und die Klimaveränderungen anpassen. Im Privatwald kann die Weiterentwicklung der Daten aber nur mit Einwilligung der Waldbesitzervereinigungen (WBV) und Forstbetriebsgemeinschaften (FBG) erfolgen. Dazu wurde nun in Weitnau eine förmliche Vereinbarung unterzeichnet.
Moderne Datengrundlage für einen zukunftsfesten Wald
Die Vorsitzenden und Geschäftsführer der WBV Kempten, Franz Prestel und Konstantin Lenk, der WBV Westallgäu, Florian Schmid und Andreas Täger, sowie der Geschäftsführer der FBG Oberallgäu, Roman Prestele, trafen sich stilecht im Wald bei Weitnau mit dem Präsidenten der LWF, Dr. Peter Pröbstle, um die Dokumente gemeinsam zu unterzeichnen. Simon Östreicher, Bereichsleiter Forsten des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Kempten, zeigte sich erfreut, dass die Standortsdaten nun deutlich detaillierter werden sollen: „Mit einer modernen Datengrundlage können die Waldbesitzer und Förster künftig noch besser gemeinsam an einem zukunftsfesten Wald arbeiten.“ Denn dazu sind möglichst genaue Kenntnisse nicht nur der heutigen, sondern auch der künftigen Standortsbedingungen entscheidend.
Im Rahmen der forstlichen Standortskartierung wurden in Bayern mit finanzieller Unterstützung des Freistaats ab den 1980er Jahren die Eignung der Waldstandorte für die verschiedenen Baumarten untersucht. Mit Spaten, Hammer und Bohrstock waren unzählige Standortskartierer über mehrere Jahrzehnte in den bayerischen Wäldern unterwegs. Dabei bestimmten sie neben der Bodenart auch den Stein- und Humusanteil und leiteten daraus die Nährstoffausstattung und Wasserspeicherfähigkeit des Waldbodens ab. Seinerzeit ein unvergleichlicher Kraftakt, den sich Bayern als einziges Bundesland in diesem Ausmaß geleistet hat. „Doch ein solch gewaltiger Datenschatz kann nur Wirkung entfalten, wenn er auch den heutigen und künftigen Anforderungen entspricht und auch in der Praxis angewendet wird,“ so Pröbstle.
Gute Zusammenarbeit im Allgäu
Genau dies wollen die Projektbeteiligten gemeinsam erreichen. Für die Weiterentwicklung der klassischen Standortskartierung will die LWF in einem Großprojekt die alten Standortskarten und Gutachten digitalisieren und sie mit aktuellen Boden- und Klimadaten ergänzen, um sowohl die heutigen Standortbedingungen abbilden als auch künftige Szenarien erarbeiten zu können. In ganz Bayern braucht die LWF dafür die Zustimmung der Waldbesitzer. Bei seinem Besuch in Weitnau zeigt Pröbstle sich beeindruckt von der guten Zusammenarbeit im Allgäu. Drei Waldbesitzerzusammenschlüsse auf einmal hatte er noch für keine Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung am Tisch. Für die Vertreter der FBG Oberallgäu, der WBV Kempten und der WBV Westallgäu ist die Standortskartierung ein wichtiges und richtiges Projekt. „Die Standortskarten und Klimaprojektionen liefern uns wertvolle Informationen für unsere Arbeit“, sagt der Westallgäuer WBV-Vorsitzende Florian Schmid, „daher ist es für uns Allgäuer Waldbesitzer selbstverständlich, das Projekt zu unterstützen.“
Das Vorhaben findet in Kooperation mit dem Verein für forstliche Standortserkundung e.V. (VfS) und den Waldbesitzervereinigungen und Forstbetriebsgemeinschaften statt und wird anteilig von der Fachagentur für nachwachsende Rohstoffe (FNR) und dem Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus finanziert.