Musterbestände zum Waldumbau
Musterbestand im Schneidholz bei Röthenbach
Einstimmig gehen Klimaprognosen für das Allgäu von einer steigenden Jahresdurchschnittstemperatur aus. Dazu werden Extremwetterereignisse häufiger. Frostereignisse und hohe Schneemengen sind weiterhin möglich. Gerade das Bewältigen solcher Wetterextreme ist der entscheidende Faktor für den Anbauerfolg einer Baumart.
Bis heute prägt die Fichte- schwerpunktmäßig als älterer Reinbestand- das Waldbild im Allgäu. Um Risiken zu minimieren und sich auch betriebswirtschaftlich breit aufzustellen, sollte im größten Teil des Ober- und Westallgäus das Ziel „Bergmischwald“ mit den Hauptbaumarten Fichte, Tanne und Buche lauten.
Fichte
Die Fichte, als eine Baumart des Hochgebirges und Nordeuropas, bekommt durch die Auswirkungen des Klimawandels zunehmend Probleme. Sie sollte am zukünftigen Waldaufbau als Mischbaumart in reduzierten Anteilen im Vergleich zu heute beteiligt werden (Empfehlung ca. 40 bis 50%).
Weißtanne
Die Weißtanne ist gegenüber der Fichte deutlich klimatoleranter, ist wirtschaftlich interessant und ist als elementarer Bestandteil des Bergmischwaldes in der Lage durch ihre hohe Schattenerträglichkeit die Waldgenerationen miteinander zu verknüpfen (Empfehlung ca. 20% Anteil).
Buche
Die Buche ist eine wichtige, heimische Mischbaumart, welche die Wälder stabilisiert und bei entsprechender Bewirtschaftung interessante Verwertungsoptionen bietet. Sie ist natürlicher Bestandteil des Bergmischwaldes und auch in Zukunft sehr gut an Boden und Klima im Allgäu angepasst.
Musterbestände
Als Anschauungsobjekte hat nun der Bereich Forsten in jedem Forstrevier einen Musterbestand ausgewählt, der eine typische Herangehensweise an den Waldumbau darstellt. Um Ihnen als Waldbesitzer die weitreichende Entscheidung der Baumartenwahl zu erleichtern, d.h. sie greifbarer zu machen, bieten die Revierleiter Beratungen in diesen Beständen an.
Allgemeine Hinweise für Ihren Besuch
Das Betreten der Musterwaldbestände erfolgt auf eigene Gefahr.
Es erfolgen keine Sicherungsmaßnahmen gegenüber typischen Waldgefahren, die sich aus der Natur oder der ordnungsgemäßen Bewirtschaftung ergeben.
Vermeiden Sie es, die Bestände während und nach Stürmen oder anderen markanten Wetterlagen zu betreten, da dann eine große Gefahr durch herabfallende Äste oder Baumteile besteht.
Bitte achten Sie auch auf festes Schuhwerk, da es sich um unwegsames Gelände handeln kann und hinterlassen Sie den Wald so, wie Sie sich auch Ihren eigenen Wald wünschen (Müll bitte mitnehmen).
Ausgangslage
Der Waldumbaubestand im Schneidholz bei Röthenbach entstand nach einem über mehrere Jahre auftretendem Käferbefall. Der frühere Fichten-Tannen-Altbestand stockte auf frischem, d.h. gut wasserversorgtem kiesig-sandigen Lehm. Die Fläche ist über Maschinenwege erschlossen. Schwierigkeiten bei der Etablierung des Folgebestands, der sich als „Bergmischwald Plus“ versteht, macht die Konkurrenzvegetation aus Brombeere und Indischem Springkraut.
Motivation und Zielsetzung des Waldbesitzers
Förster
Erhöhung des Laub- und Mischungsanteils mit folglich besserer Stabilität, höherer Resilienz und Wuchsleistung, Erhöhung der Diversität sowie geringeres Produktionsrisiko der Bestände. Einbringung von Samenbäumen (insbesondere Buche). Etablierung von wärmeangepassten Baumarten wie z.B. Eiche und Douglasie. Nutzung von Schadflächen zur Etablierung von Mischbaumarten.
- Weniger Schadanfälligkeit
- nachhaltige Holzproduktion
- Finanzsicherheit
Jagd
Jagd ermöglicht zwar das Aufwachsen von natürlich verjüngten Weißtannen weitgehend ohne Schutzmaßnahmen. Zusätzlich eingebrachte Laubhölzer sind jedoch, abgesehen von der Rotbuche, nicht ohne Schutzmaßnahmen möglich. Der Rehwildbestand ist für einen klimagerechten Waldumbau mit höheren Laubholzanteilen noch zu hoch.
Ergebnis
Pflanzung von Laubholzflächen (Eiche, Buche, Edellaubholz) und truppweiser Einbringung von Douglasie zur auf Teilflächen bereits vorhandenen, standortgemäßen Tannen-Naturverjüngung.
Der Weg bis zum heutigen Erscheinungsbild
Direkt nach den Borkenkäferschäden wurde zügig die Schadholzaufarbeitung vorangetrieben. Dennoch folgten nach 2019 weitere Schäden durch Borkenkäfer. Um die Freifläche möglichst rasch zu bestocken, wurde ab 2020 mehrmals auf der jeweils frisch geschlagenen Fläche gepflanzt. Aufgrund des hohen Licht- und Nährstoffangebots dort muss der üppige Begleitwuchs jedes Jahr reguliert werden.
Für eine zielgerichtete Entwicklung notwendige Maßnahmen
In den Folgejahren ab 2022 ist es unerlässlich den üppigen Begleitwuchs so zurückzudrängen, dass das Aufwachsen der Jungpflanzen permanent möglich ist. Ebenso Daueraufgabe ist in den angrenzenden Altbeständen die Bohrmehlsuche nach Borkenkäfern im Sommerhalbjahr und deren Bekämpfung.
In den ersten Jahren müssen die gepflanzten Douglasien auf der Borkenkäferfläche auf Rüsselkäferbefall kontrolliert und ggf. geschützt werden. In der Kahlhiebssituation (frische Stöcke) und den Nadelholzsetzlingen findet der Forstschädling optimale Brutbedingungen und Nahrungsangebot.
Ab dem 5. Jahr der Kultur sollte die Mischung zugunsten wuchsunterlegener Baumarten reguliert werden. Höchst vitale, qualitativ schlechte Bäume („Protzen“) sollen entfernt werden.
Ab dem 10. Jahr raten wir zu einer Förderung und Astung der Vogelkirsche. Die Vogelkirsche ist eher konkurrenzschwach hat aber ein rasches Jugendwachstum. Wenn es gelingt eine gute Kronenentwicklung zu erreichen und gleichzeitig die besten Bäume zu asten, besteht eine hohe Werterwartung an das Kirschholz.
Die Nadelholzpartien sollten ab dem 10. Standjahr stetig gepflegt werden. Eine frühe, regelmäßige Pflege sichert die Entwicklung vitaler, stabiler Bäume.
Zukünftige Maßnahmen - Holzqualität und zukünftige Vermarktungsperspektiven
Bauholz aus Nadelholz wird auch in Zukunft ein gefragter Rohstoff sein. Daher ist von guten Vermarktungsperspektiven für die Nadelholznaturverjüngung (insbesondere Weißtanne) und Douglasie auszugehen.
Wegen Veränderung der Rohstoffsituation hin zu mehr Laubholz, sind auch für die neu eingebrachten Laubmischbaumarten zusätzliche Vermarktungsoptionen zu erwarten. Im Rahmen der Bioökonomie können immer mehr bislang rohölbasierte Produkte durch holzbasierte Materialien ersetzt werden (z.B. Kunststoff, Kleidung). Im Bereich der baulichen Verwendung von Laubholz sind auf Basis wissenschaftlicher Forschungen ebenfalls deutliche Marktperspektiven erkennbar (z.B. Thermoholz, Buchenbrettschichtholz). Daneben werden die klassischen, bereits existierenden Laubholzverwendungen, weiterhin gefragt sein (z.B. Bodenbeläge, Möbel, Furnier).
Im Vergleich zum Nadelholz ist beim Laubholz die waldbauliche Behandlung viel entscheidender für einen späteren hohen Verkaufserlös:
- dichte Pflanzung mit hohen Stückzahlen und hoher Pflanzqualität
- Kultursicherung (z.B. Begleitwuchs wie Brombeere zurücknehmen)
- Dichtstand in der Jugend (Astreinigung)
- rechtzeitige und regelmäßige Durchforstungen
(ab Erreichen einer Astfreien Schafthöhe von mindestens 6 Metern)
Lageplan und Anfahrtbeschreibung
Nutzen Sie hierfür die Unterstützung Ihres Revierleiters und lassen Sie sich neutral und kostenfrei beraten. Dieses Angebot gilt für die Anpflanzung und Förderung genauso, wie für nötige Folgemaßnahmen wie beispielsweise Durchforstungen. Gerade beim Laubholz ist durch einen zu starken und zu frühen Eingriff in der Jugend schnell ein deutlicher Wertverlust möglich. Zu späte Durchforstungen können jedoch ebenso nachteilig sein. Ihr Revierleiter berät Sie gerne, bevor Sie eine Maßnahme angehen.