Wegebau am Breitenberg
Verjüngungskur für den Schutzwald

Zwei Männer stehen im Wald und schauen in ein TabletZoombild vorhanden

© Phil Krösser

16 Waldbesitzer bauen gemeinsam einen Forstweg am Breitenberg. Über den Weg sollen die Schutzwälder direkt oberhalb von Oberstdorf fit für die Zukunft gemacht werden.

Dicht an dicht stehen die Fichten im Bergwald am Breitenberg. Der Wald wirkt mächtig und idyllisch und dennoch ist er sehr fragil: Der reine Fichtenbestand ist anfällig für Borkenkäfer, Stürme und andere Schadenereignisse. Das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Kempten und die Waldbesitzer arbeiten hier Hand in Hand für einen widerstandsfähigeren Schutzwald. Herbert Gambeck, Vorstand der ehemaligen Rechtler Oberstdorf, und Revierförster Robert Proksch vom AELF haben sich heute hier getroffen, um den Bau eines neuen Forstwegs zu besichtigen. 1,5 Kilometer Weg wollen sie bauen, über die dann 88 Hektar Schutzwald oberhalb von Oberstdorf erschlossen werden können. Technisch ist das Vorhaben nicht ganz einfach, wegen einer schwierigen Geologie und weil eine aufwendige Tobelquerung nötig wird. Bis Ende Oktober sollen die Bauarbeiten dauern. Und doch wird sich dieser Aufwand langfristig bezahlt machen.

"Schutzmantel Wald" erhalten

„Die Schutzwälder am Breitenberg sind zum Teil aus Aufforstungen von ehemaligen Bergwiesen entstanden, deren Bewirtschaftung unrentabel wurde“, erklärt Robert Proksch, „dafür wurde meist die unkomplizierte Fichte verwendet, so dass wir jetzt hier überwiegend rund 100 bis 120 Jahre alte, einschichtige Fichtenreinbestände vorfinden.“ Aktuell können diese Fichtenwälder die Bebauung im Tal noch vor Steinschlag und Lawinen- und Murenabgängen schützen. Ein starker Sturm oder ein heftiger Borkenkäferbefall kann die Lage aber schnell ändern. Wie schnell das gehen kann, erleben gerade die Menschen in Ost- und Südtirol: Dort haben Stürme, Trockenheit und Borkenkäferbefall viele tausend Hektar Schutzwald zum Absterben gebracht. Zahlreiche Ortschaften in den Tälern wurden ihres natürlichen „Schutzmantels Wald“ beraubt und müssen jetzt aufwändig mit Lawinen- und Steinschlagschutzverbauungen geschützt werden, bis wieder mühsam ein neuer Schutzwald entstehen kann.
Ein Wald, mehrere Bäume verschiedener Arten und verschiedenen Alters wachsen nebeneinander.Zoombild vorhanden

© Simon Östreicher

Auch die Oberstdorfer Wälder wurden seit 2018 wiederholt vom Borkenkäfer befallen. Damit es gar nicht erst zu Zuständen wie in Ost- und Südtirol kommt, wird hier aber bereits gegengesteuert. Die Waldbesitzer wollen ihre Bestände am Breitenberg frühzeitig in klimastabile Mischwälder aus Fichte, Tanne, Buche und Bergahorn verjüngen. Das heißt, sie wollen jungen Bäumen die Chance zu geben, zu wachsen und den Wald zu stabilisieren. „Wenn dann im Altbestand ein Schadereignis eintritt, sind wir bereits mit einer reichhaltigen Waldverjüngung gewappnet“, erklärt Herbert Gambeck als Vertreter der beteiligten Waldbesitzer. Verjüngung im Bergwald braucht aber vor allem genügend Licht, weshalb die Waldbesitzer ausgewählte alte Bäume entfernen müssen, um Platz für neue zu schaffen. Gambeck betont: „Dafür benötigen wir zwingend die gute Erschließung mit einem Forstweg, sonst laufen wir immer den Windwürfen und Borkenkäferschäden hinterher.“
Simon Östreicher, Leiter des Bereichs Forsten am AELF Kempten, ist beeindruckt vom Teamgeist am Breitenberg: „Es ist nicht ganz einfach, die Interessen von 16 Waldbesitzern unter einen Hut zu bekommen, aber hier läuft es.“ Deswegen unterstütze das AELF den Wegebau mit einer finanziellen Förderung. Zudem hat Förster Robert Proksch die Planung und Bauleitung übernommen.

Naturverträglicher Wegebau

Alle Beteiligten legen großen Wert darauf, dass der Forstweg am Breitenberg möglichst naturverträglich gebaut wird. So wird der benötigte Kies vor Ort gewonnen, um lange Transportwege zu vermeiden. Die Wegetrasse wird zudem während der Bauarbeiten regelmäßig nach Amphibien abgesucht, damit keines der geschützten Tiere zu Schaden kommt. Und auch auf die Sicherheit von Wanderern und Radfahrern muss geachtet werden: Um sie vor Steinschlag zu schützen, kann es zu kurzzeitigen Sperrungen des beliebten „Wallrafweges“ kommen. Voraussichtlich Ende Oktober soll der neue Weg dann aber fertig sein. Dann wird weiter mit Hochdruck an einem fitten Wald für die Zukunft gearbeitet.