10 Jahre BWO-Partnerschule
Den Wald fühlen und erfahren
Zoombild vorhanden
© Anna Munkler
Naturbilder legen, Kräutersalz herstellen, Holz sägen, Vogelstimmen raten – beim Waldfest der Rettenberger Grundschule war viel geboten. Während das Fest für die Kinder vor allem viel Spiel, Spaß und neue Erkenntnisse über den Wald bot, gab es für die Erwachsenen noch einen anderen wichtigen Anlass zum Feiern: zehn Jahre Kooperation der Grundschule mit der Bergwaldoffensive (BWO), einem Sonderprogramm der Bayerischen Forstverwaltung zur Anpassung der Bergwälder an den Klimawandel. Unter dem Motto „Nur was ich kenne und schätze, das schütze ich auch“ wurde die Grundschule Rettenberg 2014 die erste Partnerschule der BWO im Allgäu.
Waldwissen satt im Unterricht
„Zehn Jahre sind für den Wald keine lange Zeit“, bemerkte Luitpold Titzler, Abteilungsleiter am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kempten, bei seiner Begrüßung. Und doch könne ein Mensch in dieser Zeit viel bewirken – auch für den Wald. Wie viel eine Schule in zehn Jahren schaffen kann, davon berichtete Schulleiterin Anita Scherm. Vor zehn Jahren sei aus der BWO die Idee einer Partnerschaft gekommen und seitdem sei sie gewachsen und habe sich entwickelt. Kern der Zusammenarbeit sind Ausflüge der Schulklassen mit den Bergwaldförstern Thomas Schneid und Martin Wenzel in den Wald. Dabei geht es darum, den Lebensraum Wald in allen Facetten kennen und schützen zu lernen. Es werden gemeinsam Verhaltensregeln aufgestellt, Tier- und Pflanzensteckbriefe erarbeitet, Bäume gepflanzt. In den vergangenen Jahren sind auch ein Kalender und ein Merkspiel mit Waldbildern entstanden, die die Kinder selbst gestalten durften. Den Rettenberger Grundschülerinnen und -schülern macht in Sachen Waldwissen niemand so schnell etwas vor.
Zoombild vorhanden
© Anna Munkler
Für Titzler zählt neben dem Schutzgedanken auch, dass Kinder schon früh lernen, was der Waldbesitzer, die Försterin, der Waldarbeiter oder die Jägerin im Wald tun: „Das Verständnis ist wichtig, damit wir uns als Gesellschaft nicht von denen entfernen, die den Wald bewirtschaften.“ Die Rettenberger Schüler lernen deshalb auch, wie der Wald wirtschaftlich genutzt wird. Bei Exkursionen in die Sägerei, Zimmerei oder Schreinerei lernen sie den nachhaltigen Rohstoff Holz kennen. Das neueste Projekt der BWO-Partnerschule haben sie sich sogar selbst gebaut: ihr Waldklassenzimmer, für das ein örtlicher Landwirt ein Stück Wald zur Verfügung gestellt hat und das mit selbst gefertigten Bänken ausgestattet ist. Dieser umfassende Ansatz hat der Schule bereits den Internationalen Alpinen Schutzwaldpreis eingebracht.
Den Wald als Schatz begreifen
Zum Waldfest haben die Kinder ihr grünes Klassenzimmer mit einer Ausstellung über die Tiere und Pflanzen des Allgäuer Bergwaldes versehen. Die Plakate zeigen Bilder von Sympathieträgern wie dem Eichhörnchen, aber auch den Lebenszyklus der Zecke. Alle, die eine Rolle im Ökosystem Wald haben, bekommen hier ihren Platz. An verschiedenen Stationen können die Besucher den Wald und seine Bewohner auch live entdecken, zum Beispiel mit Becherlupen und Mikroskopen. „Unser Konzept ist es, dass die Kinder in den Wald gehen und ihn erfahren“, erklärt Scherm, „denn so entstehen emotionale Momente und Erlebnisse, die nicht nur das Lernen fördern, sondern den Wald als Schatz erkennen lassen, der auch geschützt und gepflegt werden muss.“ Die kleinen Waldexperten der Grundschule Rettenberg haben bereits jede Menge gelernt. Und so singen sie bei der Jubiläumsfeier selbstbewusst im Chor: „Wir kennen alle Bäume, die Pilze sowieso. Wir schützen Moos und Flechten, den Specht und auch den Floh.“