Expertinnen am AELF Kempten schulen Lehrkräfte
Kampagne gegen "Fast Fashion"

Gruppe von 7 Personen sitzt an Tisch mit Reinigungsmitteln

© Susanne Lorenz-Munkler

Schnelllebige, günstige Modeartikel, die sich an den neuesten Trends orientieren: "Fast Fashion" ist vor allem bei Jugendlichen beliebt. Die Bekleidungsherstellung hat sich weltweit allein zwischen 2000 und 2014 verdoppelt, während sich die Tragezeit halbiert hat.

Das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kempten (AELF) bildet - zuletzt im Dezember 2022 - durch Lehrerfortbildungen Multiplikatoren aus, die junge Menschen für dieses Thema sensibilisieren sollen.

"Wie viele Kleidungsstücke haben Sie in Ihrem Kleiderschrank?", fragt Marie Luise Althaus, Ökotrophologin am AELF Kempten die anwesenden Lehrer. Das weiß spontan keiner so genau. Althaus vermutet: "Sie dürften im bundesdeutschen Schnitt liegen". Jeder Deutsche zwischen 18 und 69 Jahren besitze im Schnitt 95 Kleidungsstücke. Eine weitere Frage folgt: "Welches Material ist umweltfreundlicher: Polyester oder Baumwolle?". Auch diese Frage können die Lehrer nicht beantworten.

Geringes Wissen und Bewusstsein

Das Wissen über die Kleidungsstücke, die wir am Körper tragen, ist gering. Dabei gehört die Modeindustrie nach Aussage der Referentin zu den größten Umweltverschmutzern. Bei der Herstellung von Kleidern würden Unmengen an Chemikalien verwendet, die in den Produktionsländern, meist Billiglohnländer in Asien und Mittelamerika, nicht nur ins Trinkwasser gelangten, sondern auch die Arbeiter krank machten, weil diese mit giftigen und krebserregenden Stoffen zu tun hätten, erklären die Seminarleiter. Um ein 200 Gramm schweres T-Shirt zu produzieren, würden 600 Gramm Chemikalien benötigt. Und: Im Schnitt würden 1,1 Kilogramm Erdöl verbraucht, um ein Kilogramm plastikbasierter, synthetischer Fasern herzustellen.

Recycling kaum möglich

Althaus räumt mit ihrem letzten Faktencheck auch mit der landläufigen Meinung auf, dass viele Kleidungsstücke recycelt werden können: "Fast-Fashion-Mode besteht hauptsächlich aus Mischgeweben. Das ist mehr oder weniger Sondermüll, der gar nicht recycelt werden kann."

Material für Lehrkräfte

Das Kompetenzzentrum Hauswirtschaft in Triesdorf hat umfangreiches Unterrichtsmaterial für die Lehrer erstellt, das sich mit nachhaltiger Kleidung beschäftigt. Seminarleiterin und Fachlehrer-Anwärterin Michaela Braun verteilt das Unterrichtsmaterial für die 6. bis 8.Jahrgangsstufen. Sie zitierte eine Studie, die zu dem Ergebnis kommt: "Obwohl Jugendliche Klima- und Umweltschutz im Blick haben, zeigt sich ihr Bewusstsein zu Verhaltensänderung im Textilbereich noch nicht."

Tipps und Anregungen

Zusätzlich zum Unterrichtsmaterial gibt es noch praktische Tipps und Anregungen für die Lehrer von Fachlehrerin Gertrud Epple vom AELF Kempten. "Das nachhaltigste Kleidungsstück ist immer das, das nicht erst neu hergestellt werden muss", betont sie. Es gebe viele Möglichkeiten, frischen Wind in den Kleiderschrank zu bringen, ohne auch nur ein einziges Kleidungsstück neu zu kaufen.

Flecken entfernen und Knöpfe annähen
In zwei praktischen Übungen zeigten die Fachlehrerinnen Michaela Braun und Gertrud Epple den Lehrern, wie man zum Beispiel Flecken umweltfreundlich und effektiv entfernt und wie man nachhaltig Knöpfe annäht. Denn Flecken und fehlende Knöpfe sind auch oft ein Grund dafür, Kleidungsstücke zu entsorgen.