„Wir machen schon coole Projekte“

Sechs Männer und eine Frau stehen an einem steilen Hang rund um einen Holzbock. Zoombild vorhanden

© Anna Munkler

Zwischen Buchen und Ahorn kennen sie sich bestens aus, doch dieser Einsatzort ist auch für die fünf angehenden Forstwirte und eine angehende Forstwirtin des Forstbetriebs Sonthofen der Bayerischen Staatsforsten ungewöhnlich: Im Rahmen einer Ausbildungskooperation zwischen Forstbetrieb und Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Kempten verbringen die jungen Oberallgäuer drei Tage im steilen Bergwald am Giebelhaus bei Hinterstein. Hier errichten sie Holzböcke zum Schutz vor Gleitschnee.

„Unterhalb des Hangs verläuft ein Fahrweg, der im Winter und Frühjahr von unberechenbaren Gleitschnee-Abgängen verschüttet werden kann“, erklärt Jochen Kunz von der Fachstelle Schutzwaldmanagement die Hintergründe der Baumaßnahme, „der reine Laubwald hier kann den Schnee nicht halten.“ Momentan besteht der Wald fast ausschließlich aus Buche und Ahorn. Im Winter fehlt ihr Laubdach und so bilden sich leicht instabile Schneedecken. Ziel der Schutzwaldsanierung ist es daher, auch wieder ausreichend Nadelbäume zu etablieren, damit sich die verschiedenen Baumarten optimal ergänzen. Um jedoch einen gesunden Bergmischwald zu bekommen, braucht es Zeit. Und die jungen Bäume brauchen Schutz, den die Auszubildenden jetzt bauen. Rund 40 Böcke aus Kastanienholz müssen errichtet und im weichen Berghang verankert werden. Unter ihnen können Forstwirte dann später kleine Bäumchen pflanzen, die dann durch den Schutz vor rutschendem Schnee bessere Überlebenschancen haben.

Kein alltäglicher Job

Zwei Männer stehen an einem Hang im Bergwald und schauen auf einen Plan.Zoombild vorhanden

© Anna Munkler

Für die Auszubildenden kein alltäglicher Job: „Wir machen schon coole Projekte“, sagt Marco Krün aus Wiggensbach, „andere Auszubildende in Bayern haben nicht die Chance.“ Die Ausbildungskooperation zwischen den Bayerischen Staatsforsten und der Forstverwaltung im Allgäu ist einmalig: Seit 2020 arbeiten die Auszubildenden der Forstbetriebe Ottobeuren und Sonthofen für rund zwei Wochen im Jahr für die Fachstelle Schutzwaldmanagement und lernen dabei die besonderen Aufgaben und Herausforderungen der Schutzwaldsanierung kennen. „Die Böcke, die wir heute bauen, sind ja nur ein Teil unserer Arbeit“, sagt Forstwirtschaftsmeister Christoph Müller. Die Arbeit im Schutzwaldmanagement sei sehr vielseitig und das könnten die Auszubildenden durch die Kooperation lernen. Seine Helferin und die fünf Helfer in dieser Woche haben nach einer Einweisung schon bewiesen, dass sie hart und selbständig arbeiten können. Die jungen Leute seien gute Arbeitskräfte, sagt Müller, sie seien einfach motiviert. „Vielleicht entscheidet sich später ja mal einer von ihnen, auch im Schutzwaldmanagement zu arbeiten.“

Ausbildungskooperation ein Erfolgsprojekt

Für Jann Oetting, Staatsforsten-Chef in Sonthofen ist die Ausbildungskooperation ein Erfolgsprojekt: „Die Schutzwaldsanierung ist ein wichtiges Zukunftsthema – gerade im Allgäu. Uns ist es wichtig, dass unsere Forstwirtinnen und Forstwirte in ihrer Ausbildung auch dieses Arbeitsfeld kennenlernen und mit entsprechenden Erfahrungen ins Berufsleben starten.“ Auch Luitpold Titzler, Abteilungsleiter am AELF Kempten und zuständig für die Fachstelle Schutzwaldmanagement ist überzeugt von der Kooperation: „Der Bergwald birgt ganz eigene Herausforderungen und Gefahren. Unsere Fachleute kennen diese und können den Auszubildenden viel von ihrer Erfahrung und ihrem Know-how mitgeben.“ Die Kooperation sei somit ein wichtiger Baustein in der Ausbildung guter Forstleute für vielfältige Einsätze im Allgäu.
Zwei junge Männer messen einen Holzpfahl ab. Einer von ihnen trägt einen Schutzhelm.Zoombild vorhanden

© Anna Munkler

Die Holzböcke, die die angehenden Forstwirte heute bauen, sollen rund 30 Jahre lang halten, bis gesunde Nadelbäume nachgewachsen sind und die Schutzfunktion mit übernehmen können. Dann halten sie den Gleitschnee, sodass Fahrzeuge, aber auch Wanderer und Rodler weiterhin gefahrlos das Giebelhaus passieren können. Die heutigen Auszubildenden sind dann gestandene Forstleute und vielleicht weisen sie dann die nächste Generation in die Welt des Schutzwalds ein.